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„Die Kommission arbeitet weiter“: Dekanat lädt Studierende zur Mitarbeit am neuen Curriculum ein

Signalisiert anhaltende Dialogbereitschaft: Prof. Wilhelm Schmitz, Dekan der Medizinischen Fakultät (Foto: Wattendorff)

Münster (mfm/tb) – Noch mehr Praxisnähe? Mehr Wissenschaftlichkeit? Oder doch ganz andere Ziele? Über den optimalen Lehrplan für das Medizinstudium wird viel diskutiert – auch an der Universität Münster: An der Medizinischen Fakultät bereitet eine „Curriculums-Kommission“ (CuKo) derzeit Empfehlungen für eine Überarbeitung der Inhalte vor. „Wir werden mit Hochdruck an einer schnellen Umsetzung arbeiten“, betont Dekan Prof. Wilhelm Schmitz. „Ich lade ausdrücklich auch die Studierenden ein, daran mitzuwirken.“ Den Aufruf einiger Studierenden, die angekündigt haben, die Curriculumsreform am Donnerstag [02.07.] symbolisch zu Grabe tragen zu wollen, hält Wilhelm Schmitz daher für voreilig. „Von einem Ende der Reformarbeit oder der Kommission kann keine Rede sein – das Gegenteil ist der Fall.“
Seit Anfang 2014 arbeitet das 30-köpfige Gremium an einer Überarbeitung des Lehrplans für das münstersche Medizinstudium. Das wurde zuletzt 2006 reformiert – offensichtlich mit Erfolg: Bei den Prüfungsergebnissen belegen die Westfalen regelmäßig vorderste Plätze und im aktuellen CHE-Ranking (2015) steht das münstersche Medizinstudium in der Spitzengruppe. Nach dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ steht es dennoch auf dem Prüfstand. „Ein solcher Reformprozess ist eine höchst komplexe Aufgabe“, erläutert Wilhelm Schmitz. Er verweist auf die staatlichen Vorgaben, innerhalb derer sich medizinische Fakultäten grundsätzlich zu bewegen haben. So seien für die ärztliche Zulassung (Approbation) rund 60 Leistungsnachweise aus dem Studium vorzulegen, von Anatomie bis Palliativmedizin. Mit der CuKo sollen die verbleibenden inhaltlichen Spielräume gestaltet und die übergeordneten Ziele festgelegt werden. „Dabei gilt es nicht nur, die Interessen vieler unterschiedlicher Fachdisziplinen unter einen Hut zu bringen. Zusätzlich muss auch ein Konsens zwischen der Vorklinik und der Klinik sowie zwischen den Gruppen einer Fakultät erreicht werden“.
Dass auch er sich schnellere Ergebnisse der CuKo gewünscht hätte, räumt der Dekan ein. „Neben Details bei den Lehrinhalten ist auch wichtig, dass bei den Teilnehmern des Gremiums Einigkeit herrscht bezüglich zweier zentraler Ziele des künftigen Studiums. Hierzu gehört neben einer Erhöhung der Wissenschaftlichkeit, wie sie kürzlich auch der Wissenschaftsrat gefordert hat, auch eine stärkere vertikale Vernetzung der vorklinischen und klinischen Fächer.“ Um in der Gruppe der Professoren eine einheitliche Position herzustellen, wie diese Oberziele mit Leben gefüllt werden können, habe es in dieser ein Arbeitstreffen gegeben. „Das war keine ‚Hinterzimmerpolitik‘, wie die Fachschaft in ihrem Protestaufruf vermutet, sondern ein Instrument für eine schnellere Meinungsbildung und damit für eine effiziente Kommissionsarbeit“, unterstreicht Schmitz. „Es sind keine Vorentscheidungen, zum Beispiel zu einem etwaigen Modellstudiengang, gefallen“. Das Arbeitstreffen hatte er den Studierenden in einer öffentlichen Sitzung des Fachbereichsrates vorher angekündigt und ihnen zugesichert, dass sie nach dieser internen Beratung weiterhin wie vorgesehen beteiligt werden. Die eigentliche Sacharbeit stehe somit erst am Anfang, so Schmitz.
Der Dekan plädiert dafür, die „Neuregelung des Medizinstudiums von den Inhalten her zu denken. Erst im zweiten Schritt sollte es dann um die Form gehen, in die die Inhalte gegossen werden“. Er lädt alle Akteure ein, weiter intensiv mitzuarbeiten. Die Curriculums-Kommission sei keineswegs aufgehoben – sie erhalte sogar noch Unterstützung: „In Zukunft wird sich der vom neuen Hochschulgesetz vorgeschriebene und gerade neu eingerichtete Studienbeirat ebenfalls mit dem Thema befassen. Daher hofft das Dekanat, dass gerade die Studierenden als eigentlich ‚Betroffene‘ ihre Interessen intensiv einbringen – was beim Studienbeirat umso erfolgversprechender ist, als dieser zur Hälfte aus Studierenden besteht."
Der Fachschaft Medizin hatte der Dekan schon vor der Protestaktion angeboten, in selber Stärke wie die Professoren – sprich: mit acht Mitgliedern – an CuKo-begleitenden Gesprächen teilzunehmen, die als „Think-tank“ dienen sollen. „Der Schlusssatz des Protestaufrufes trifft den Nagel auf den Kopf und deckt sich mit unserer eigenen Sichtweise“, so Wilhelm Schmitz. „Er lautet: ‚Eine gute Lehre in der Medizin muss stetig im Wandel bleiben‘.“

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