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Gemeinsam gegen Infektionen: Qualitätssiegel soll Kampf gegen Krankenhausinfektionen sichtbar machen

Münster/Twente – Der Startschuss fiel gestern im niederländischen Twente: Das Euregio-Projekt "EurSafety Health-net" wird Nachfolger des EUREGIO MRSA-net, das laut Robert-Koch-Institut inzwischen bundesweit Vorbildcharakter bei der Prävention von Krankenhausinfektionen durch MRSA-Erreger hat. Das Hauptziel des neuen Projektes ist neben dem Schutz vor Infektionen die grenzüberschreitende Stärkung der Patientensicherheit.
Das Projekt wird in den kommenden fünf Jahren aus dem INTERREG IV A-Programm ‚Deutschland-Nederland’ mit 8,1 Mio. Euro gefördert. Das Gros des Geldes - fast sechs Millionen - stellen der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union sowie die Ministerien für Wirtschaft der Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und die niederländischen Provinzen Overijssel, Gelderland und Limburg zur Verfügung. Die Projektleitung liegt auf deutscher Seite beim Institut für Hygiene der Universität Münster, auf niederländischer beim Institut für Verhaltensforschung der Universität Twente.
Konkret soll durch die niederländisch-deutsche Zusammenarbeit der Schutz vor Infektionsgefahren wie Krankenhauskeime und Durchfallerkrankungen, aber auch Neue Grippe, verstärkt werden. Zum Auftakt starteten bereits Anfang Oktober erste Aktivitäten zur Verbesserung der Händehygiene in Schulen der Region Wesel/Nijmegen (https://www.stopschmuddelfritze.de). Ziel ist hierbei, Schüler für das Thema Hygiene zu gewinnen und die Gefahr einer ungehinderten Ausbreitung der Neuen Influenza H1N1 in Schulen zu verringern. Zusätzlich sollen sich der Öffentliche Gesundheitsdienst und die Krankenhäuser zum Umgang mit Grippe-Patienten an der Grenze abstimmen.
Neben dem Schutz vor der Grippe sollen vor allem aber Infektionen bekämpft werden, denen Patienten behandlungsbedingt ausgesetzt sind. Hierbei ist insbesondere der Schutz vor Krankenhauskeimen mit Antibiotika-Resistenzen, beispielsweise MRSA, von herausragender Bedeutung, da der Anteil in Deutschland bis zu 20mal höher liegt als in den Niederlanden. Vor diesem Hintergrund sollen durch EurSafety Health-net Lösungsansätze weiter umgesetzt werden, die bereits bei www.mrsa-net.nl (Universität Twente) erfolgreich aufgezeigt wurden.
Dies erfolgt in den kommenden fünf Jahren durch den Aufbau eines euregionalen Qualitätsverbundes mit möglichst vielen Beteiligten des Gesundheitswesens: Patienten, Krankenhäuser, Arztpraxen, Gesundheitsämter, Labors, Kostenträger und weitere. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Projekt „euPrevent MRSA“ in der Euregio Maas-Rhein gewährleistet einen fachlichen und inhaltlichen Austausch entlang der gesamten deutsch-niederländisch-belgischen Grenze. Durch die Erfüllung vergleichbarer Qualitätsstandards sollen Krankenhäuser, Arztpraxen, Reha-Kliniken und Pflegeheime auf beiden Seiten der Grenze ihre erfolgreichen Mehranstrengungen zur Bekämpfung der gefürchteten Krankenhauskeime nach außen dokumentieren können. Zusätzlich werden die Projektpartner das gemeinsame Know-how zum Aufbau eines grenzüberschreitenden Frühwarnsystems für besonders gefährliche Keime nutzen. Hierfür wird das bewährte Konzept der regionalen Netzwerke durch die Gesundheitsämter ausgebaut und durch die grenzüberschreitenden Erfahrungen verbessert.
Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf der intensiven Fortbildung von Personal im Gesundheitswesen zu den Themen Hygiene und Antibiotika-Einsatz. Vor allem bei letzterem gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Bereits in den kommenden zwölf Monaten sind daher von den Projektpartnern in Aurich, Oldenburg, Münster/Enschede und Düsseldorf mehr als 50 Fortbildungen geplant, die einen Wissens- und Erfahrungsaustausch über die Grenze ermöglichen. Daneben werden betroffene Patienten die Möglichkeit haben, im Projekt mitzuwirken. Die deutsch-niederländische Patienteninitiative EPECS (epecs.org) wird als Ansprechpartner und Brücke zwischen Patienten und den Experten des Projektes rechts und links der Grenze fungieren.
Projekt-Koordinatoren sind die Universitätsklinik Groningen, das Canisius Wilhelma Krankenhaus in Nijmegen, das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit in NRW, das Klinikum Oldenburg, das Niedersächsische Landesgesundheitsamt, das MVZ Labor Münster, das Gesundheitsamt Neuss, die Universitätsklinik Düsseldorf und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe. Gemeinsam werden sie die zahlreichen Projektaktivitäten in den Grenz-Euregios bündeln, um den Schutz vor Infektionen zu stärken.
Die Universitäten Twente und Münster arbeiten in einer Vielzahl grenzüberschreitender Projekte zusammen. Das besondere Potenzial der Partnerschaft liegt in der Kombination der münsterschen Forschungsstärke und -vielfalt mit der stärker anwendungsorientierten Ausrichtung der Niederländer. Langfristiges Ziel beider Universitäten ist es, die deutsch-niederländische Grenzregion als Wissenschaftsstandort auszubauen und zu vernetzen. Dass dies in vielen Bereichen bereits gelungen ist, belegen weitere Kooperationen – etwa in den Nanowissenschaften, wo Biologen, Mediziner, Physiker, Pharmazeuten und Chemiker beider Länder zusammenarbeiten.
Ein weiterer Nutzen der Kooperation: Die euregionale Zusammenarbeit ermöglicht, dass die Gesundheitsinfrastruktur grenzüberschreitend genutzt werden kann, was zu einem insgesamt besseren Versorgungsangebot bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen führt. Patientensicherheit und vergleichbare Qualität in der Gesundheitsversorgung tragen dazu bei, dass sich die Grenz-Euregios einen Standortvorteil in der Gesundheitsversorgung erarbeiten und Vorbildcharakter für andere Regionen Europas übernehmen können.
Weitere Informationen: PD Dr. Alexander W. Friedrich (Projektleiter Deutschland), Institut für Hygiene, Universität Münster, Robert Koch Str. 41, 48149 Münster, Tel.: 0251-83 52317, E-Mail: alexander.friedrich@ukmuenster.de

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