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„Cells in Motion“ kommt in Bewegung: Cluster-Antrag bei der Exzellenzinitiative angenommen

Zellen im Körper gewinnen Energie aus unterschiedlichen Quellen - beispielsweise aus Zucker. Die PET/CT-Bildgebung zeigt durch Anreicherungen eines schwach radioaktiven Zuckers eine normale Funktion von Hirn und Herz (Bild: PET/CT, Prof. O. Schober)

Münster (mfm/tb) – Doppelter Erfolg für die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat haben heute [15.06.] entschieden, zwei Anträge der WWU in der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern zu fördern. Die WWU hatte im Herbst 2011 einen Neuantrag für den Exzellenzcluster "Cells in Motion" (CIM) gestellt sowie einen Verlängerungsantrag für den seit 2007 bestehenden Exzellenzcluster "Religion und Politik". Anders als das dritte, weitaus kleinere WWU-Projekt - die Graduiertenschule "Evolution" – bewertete der Bewilligungsausschuss der DFG und des Wissenschaftsrats beide Cluster-Bewerbungen positiv. „Das ist in erster Linie ein großartiger Erfolg für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Ideen und Konzepte damit anerkannt werden", so Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles. "Dass wir nunmehr einen geistes- und einen medizinisch-naturwissenschaftlichen Exzellenzcluster haben, zeigt aber auch, dass die WWU gleichermaßen in der Breite Spitzenforschung bietet."
Antragsvolumen 48 Millionen Euro
Um genau 15.25 Uhr traf die Nachricht aus Bonn bei den Bewerber-Unis ein. Auch die Sprecher und Beteiligten von CIM wussten daher schon kurz vor der - mehrfach verschobenen - Live-Übertragung der Pressekonferenz, was darin offiziell bekannt gegeben werden würde. In die Freude mischte sich ein Gefühl der Befreiung: Schon bei der ersten Runde der Exzellenzinitiative waren viele der CIM-„Macher“ an einem aussichtsreichen Antrag beteiligt gewesen. Doch trotz hervorragender Gutachternoten hatte das Projekt CEDAD („Cell Dynamics And Disease“) 2007 letztlich keine Bewilligung erhalten. Realisiert wurde CEDAD dennoch – nicht als Forschungscluster, aber als gemeinsame Graduiertenschule mit dem Max-Planck-Institut Münster.
Diesmal also der erhoffte große Wurf, der ein zweites Exzellenzcluster an die WWU bringt – und damit eine Forschungsförderung von bis zu 48 Millionen Euro. Rund drei Jahre lang hatte ein Team um Prof. Dr. Lydia Sorokin, die Sprecherin des CIM-Antrages, Prof. Dr. Volker Gerke und Prof. Dr. Michael Schäfers (alle: Medizinische Fakultät) auf den Erfolg hingearbeitet und schließlich eine rund 100-seitige Bewerbung abgegeben. „Insgesamt haben sicher 80 Kolleginnen und Kollegen aus allen beteiligten Fachbereichen daran mitgewirkt“, schätzt Sorokin. Nach der gut verlaufenen Projektpräsentation in Bonn im Januar sei man zwar verhalten optimistisch gewesen, so der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Wilhelm Schmitz, aber: „Durchgesickert ist nichts, somit waren wir bis zur letzten Minute gespannt“.
Ziel: Zellverhalten besser verstehen
Um was geht es bei „Cells in Motion“, auf deutsch: „Zellen in Bewegung“? Zellen sind die Grundbausteine aller Lebewesen. Sie ermöglichen Wachstum, halten das physiologische Gleichgewicht aufrecht und sorgen dafür, dass sich Gewebe regenerieren. Dazu übernehmen sie unterschiedliche Funktionen. Sie kommunizieren miteinander, indem sie Signale weitergeben, oder reagieren auf Reize in der Umwelt – sie sind ständig in Bewegung. Ändern Zellen ihr normales Verhalten, sind Krankheiten wie Herzinfarkt, Krebs oder Alzheimer die Folge. Ziel der Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Cells in Motion“ ist es, das Zellverhalten im Organismus besser zu verstehen. Dazu ist die Entwicklung und Anwendung bildgebender Verfahren von zentraler Bedeutung – ob in einzelnen Zellen oder Geweben, in Tiermodellen oder bei Patienten.
Neue Bildgebungstechnologien haben das Wissen der Forscher bereits jetzt bedeutend erweitert. Dies gilt sowohl in der Grundlagenbiologie, in der Mikroskopieverfahren angewendet werden, als auch in der Klinik, wo tomografische Verfahren zum Beispiel zur Tumordiagnostik eingesetzt werden. Der Exzellenzcluster „Cells in Motion“ bündelt die an der Universität Münster herausragenden Bereiche „Zellbiologie“ und „Molekulare Bildgebung“. So soll er die biomedizinische Grundlagenforschung, die klinische Anwendung in Diagnostik und Therapie und die Interaktion zwischen Theorie und Praxis nachhaltig voranbringen. Dazu hat sich das Forscherteam von „Cells in Motion“ interdisziplinär aufgestellt.
Um Fakultätsgrenzen zu überwinden und den wissenschaftlichen Austausch zu fördern, haben die beteiligten Fachbereiche bereits 2010 das „Cells in Motion Interfaculty Centre“ (CiMIC) gegründet. Das CiMIC bildet die strukturelle Grundlage für den neuen Exzellenzcluster. „Cells in Motion“ integriert international sichtbare interdisziplinäre Netzwerke zwischen den Fakultäten für Medizin, Naturwissenschaften und Mathematik sowie dem Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster. Damit ist der Cluster ein interaktives und langfristiges Forschungsnetzwerk.
Bundesweit einmalig: Naturwissenschaftliches Studium für Mediziner
Ein wichtiges Element von „Cells in Motion“ ist auch eine neue interfakultäre Ausbildungsstruktur. Das „Careers in Motion Centre“ des Exzellenzclusters integriert Gleichstellungsaspekte und bietet eine breite und nachhaltige Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses – von einer Graduiertenschule für Doktoranden über ein Programm für Postdoktoranden bis zur Förderung von Nachwuchsgruppen. Einzigartig für Deutschland ist, dass Mediziner im Exzellenzcluster erstmals die Möglichkeit erhalten, über den neuen Masterstudiengang „Experimental Medicine“ und ein daran anschließendes systematisch angelegtes Forschungsprogramm einen naturwissenschaftlichen Doktorgrad zu erlangen.
Zum Hintergrund: Im Juni 2009 haben Bund und Länder beschlossen, die Exzellenzinitiative über das Jahr 2012 hinaus für weitere fünf Jahre mit einem Gesamtfördervolumen von 2,7 Milliarden Euro fortzusetzen. Die deutschen Universitäten haben entsprechend zum 1. September 2011 insgesamt 143 Förderanträge für die drei Förderlinien des Programms gestellt: Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenforschung sowie allgemeine Zukunftskonzepte der Universitäten. Die Graduiertenschulen werden mit ein bis zu 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre, die Exzellenzcluster mit drei bis acht Millionen Euro pro Jahr unterstützt. Dazu kommen so genannte Overheads, also Mittel für Verwaltungskosten und sonstige Ausgaben, die indirekt mit dem Förderprojekt zusammenhängen.

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