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In über 100 Kinderwunschzentren bereits im Einsatz: Test auf männliche Unfruchtbarkeit erhält Erfinder-Preis
Münster (mfm/mew) - Forschungsergebnisse aus dem Labor direkt in die klinische Praxis bringen – das ist die anspruchsvolle Idealvorstellung. Dr. Christian Schiffer, Dr. Christoph Brenker, Dr. Samuel Young und Prof. Timo Strünker aus dem Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) der Universität Münster ist dies allerdings gelungen: Für die Entwicklung des „CatSper-Aktivitätstests zur Diagnose männlicher Infertilität“ erhielt das Erfinderteam jetzt den „Inventor Award“ („Erfinder-Preis“) der Medizinischen Fakultät ihrer Hochschule. Die Auszeichnung wurde anlässlich des 20-jährigen Bestehens von Clinic Invent als Patent- und Verwertungsbüro der münsterschen Universitätsmedizin vergeben.
Das CatSper-Protein ist für Spermien der „Schlüssel zum Ei“, da es deren Eindringen in die Eizelle ermöglicht. Funktioniert CatSper nicht, ist der Mann unfruchtbar – das war schon lange bekannt. Die CatSper-bedingte Unfruchtbarkeit lässt sich jedoch über die klassische Samenanalyse nicht nachweisen. Das ist ein Problem, denn rund 1,5 Prozent der unfruchtbaren Männer mit unauffälliger Samenanalyse sind davon betroffen. Der Test des Erfinder-Teams ermöglicht nun endlich die Früherkennung. „Drei von vier Kinderwunsch-Behandlungen sind in diesem Fall aussichtslos, nur die ICSI-Therapie führt zum Erfolg. Die Früherkennung erlaubt somit die gezielte Therapiewahl, reduziert das Risiko, maximiert die Erfolgsaussichten und minimiert die Kosten“, freut sich das Team. Inzwischen wird der CatSper-Test mithilfe der „CatFlux-Lösung“, die von dem universitären Spin-off „Truion“ vertrieben wird, schon in über einhundert Kinderwunschzentren im In- und Ausland routinemäßig angewendet.
„Die Erfindergemeinschaft hat ihre Idee und die daraus erwachsenen Ausgründungspläne von Anfang an zielgerichtet verfolgt. Die Beratungs- und Förderangebote von Clinic Invent und dem REACH EUREGIO Start-up Center der Universität Münster sowie die Förderprogramme von Land und Bund hat sie dabei konsequent genutzt. Dass die Ausgründung erfolgreich verlaufen ist, freut uns als Unterstützende sehr“, resümiert Intellectual-Property-Managerin Dr. Marion Willenborg zur erfolgreichen Zusammenarbeit. Auch der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Frank Ulrich Müller, freut sich über den Erfolg: „Wir sehen hier ein perfektes Beispiel für das, was wir uns in Bezug auf Ergebnisse aus der universitätsmedizinischen Forschung immer wünschen, nämlich, dass die wissenschaftlichen Resultate in die Anwendung kommen und somit Nutzen für Patientinnen und Patienten sowie die Gesellschaft haben.“
Clinic Invent nominierte für den „Inventor Award“ sieben dort zur Verwertung gebrachte Erfindungen aus den letzten zehn Jahren. Die Bewerbungen wurden von einer achtköpfigen Jury aus der Medizinischen Fakultät Münster sowie aus Wirtschafts-, Gründungs- und Förderexperten bewertet, deren Wahl schließlich auf den CatSper-Test fiel. Die Sieger bedankten sich bei der Preisübergabe ausdrücklich für die „Schützenhilfe“ aus dem eigenen Haus: „Bei der Umsetzung unserer Idee war es extrem hilfreich, mit Clinic Invent eine Anlaufstelle vor Ort für unsere Fragen zu haben. Dies gilt umso mehr, als es sich bei der Anmeldung von Schutzrechten und der Übertragung von Nutzungsrechten auf unsere Ausgründung um extrem komplexe Themen handelte“, so Strünker. Inzwischen ist für „CatFlux“ in Japan bereits ein Patent erteilt und in Europa sowie den USA sind entsprechende Anmeldungen eingereicht.