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Reihe "100 Jahre" // Licht, Luft und Sonne: Die neuen Uni-Kliniken in Münster beeindruckten 1925 auch die Baufachwelt
Münster (mfm/mew) – Der neue Standort der deutschen Universitätsmedizin schlug vom Start weg hohe Wellen – und das bis in die preußische und Reichshauptstadt Berlin. Insbesondere das innovative und zugleich ästhetisch ansprechende Konzept der Klinikneubauten in Münster stieß auf großes Interesse in der damaligen Fachwelt. So widmete das „Zentralblatt der Bauverwaltung“, eine wöchentlich vom preußischen Finanzministerium herausgegebene Zeitschrift, in ihrer Ausgabe 22 vom 3. Juni 1925 den Neubauten einen umfangreichen Artikel mitsamt Fotografien einiger Gebäude.
Kurz zuvor - vom 15. bis zum 17. Mai - hatte in der Westfalenmetropole die Einweihung der Medizinischen Fakultät und deren „Medizinischen Einrichtungen“ (heute: Universitätsklinikum) stattgefunden. Den Auftakt bildete ein Festakt, an dem unter anderem der Preußische Finanzminister Dr. Hermann Höpker-Aschoff höchstpersönlich teilnahm – schließlich war sein Ressort der maßgebliche Geldgeber des Bauprojekts. Dass Münster eine Medizinische Fakultät erhielt, war alles andere als eine Selbstverständlichkeit, wie der Vorstand des Universitätsneubamts, Regierungsbaurat Weißgerber, in seiner im „Zentralblatt“ in Auszügen abgedruckten Rede erläuterte: Nachdem der Bau endlich genehmigt worden war, hatten der Erste Weltkrieg und die anschließende Hyperinflation den Plänen zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Besonderen Anklang in der Baufachwelt fand der heute selbstverständliche, seinerzeit aber fast schon revolutionäre Ansatz, ein Klinikgelände mit viel Grün, Sonne und Frischluft zu realisieren. Das sollte seinen Teil zur Heilung der Patientinnen und Patienten beitragen. Um hohe technische und hygienische Standards zu gewährleisten, wurden Rohre und unterirdische Gänge für Heizung und Warmwasser integriert. Da die Kosten einer Klinik nicht nur aus dem Bau resultieren, sondern vor allem aus dem laufenden Betrieb, wurde großes Augenmerk auf Wirtschaftlichkeit und auch – im heutigen Sprachgebrauch – auf Nachhaltigkeit gelegt. So ermöglichte die Zentralisierung bei Heizung, Warmwasser und Dampferzeugung, den Abdampf aus der Wärmeproduktion für Stromerzeugung zu nutzen. Selbst das Regenwasser wurde gesammelt und als Heiz- und Waschwasser verwertet. Das Konzept der Langlebigkeit hat sich bewährt – fast alle der Anfangsbauten werden auch hundert Jahre nach ihrer Inbetriebnahme noch rege genutzt. Marie-Elisabeth Wolter
Wenn Sie eine kleine Zeitreise zur Gründung der Universitätsmedizin Münster unternehmen wollen, können Sie den vollständigen Artikel inklusive historischer Fotos zur „Einweihung der klinischen Neubauten der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster“ des „Zentralblatts der Bauverwaltung“ (Nr.22, 3. Juni 1925) hier downloaden.