Forschungsschwerpunkt "Entzündung und Infektion"
Sprecher: Univ.-Prof. Dr. Johannes Roth
Entzündungsreaktionen des Körpers, die beispielsweise bei Infektionen, Infarkten, Allergien und Autoimmunerkrankungen auftreten, beeinflussen entscheidend, wie eine Krankheit bei den einzelnen Patientinnen und Patienten verläuft. Wie sich eine Entzündung genau entwickeln wird, lässt sich jedoch häufig schwer einschätzen. Zudem sind für viele akute und chronische entzündliche Erkrankungen aktuell keine langfristig effektiven Therapien verfügbar, die die Ursachen bekämpfen, sondern es können häufig nur Symptome gemildert werden. Hier besteht ein Bedarf an neuen Diagnose- und Behandlungsstrategien, deren Entwicklung ein grundlegendes Verständnis zellulärer und molekularer Prozesse im Körper voraussetzt. Der Forschungsschwerpunkt Entzündung und Infektion der Medizinischen Fakultät umfasst daher sowohl Grundlagenforschung als auch klinische Forschung und bündelt Expertisen in der Immunologie, Zellbiologie, Mikrobiologie, Virologie, Biochemie und biomedizinischen Bildgebung.
Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie der Körper Entzündungen reguliert und arbeiten daran, funktionelle Mechanismen zu identifizieren, die entscheidend dafür sind, ob und wie schwer Organe durch eine entzündliche Erkrankung geschädigt werden. Ihre Erkenntnisse nutzen sie, um neue Strategien für die medizinische Versorgung zu entwickeln. Die Forschenden untersuchen umfassend, wie verschiedene Zellen des Immunsystems miteinander, mit dem umliegenden Gewebe und mit infektiösen Erregern interagieren. Ein Hauptaugenmerk liegt auf zellulären Barrieren, die den Organismus von der Außenwelt, aber auch verschiedene Gewebe und Organe voneinander abgrenzen. Ihnen kommt bei Entzündungen eine besondere Bedeutung zu, da sie das Eindringen infektiöser Erreger verhindern und die Einwanderung von Immunzellen in Gewebe regulieren. Ein wichtiger Aspekt des Forschungsschwerpunkts ist es, organspezifische Mechanismen von Entzündungen aufzuklären – denn Immunreaktionen unterscheiden sich, je nachdem, in welchem Organ sie auftreten und ob eine Entzündung lokal oder systemisch ist. Ein weiterer Fokus liegt auf den Eigenschaften von Erregern, die dazu führen, dass es von einer harmlosen Besiedlung zu einer manifesten Infektion kommt, und auf der Frage, welche Pathogenitätsfaktoren für spezifische Organschädigungen oder eine Chronifizierung der Infektion verantwortlich sind.
Für ihre Untersuchungen nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Bildgebungstechnologien – von der hochauflösenden Mikroskopie bis zur Ganzkörperbildgebung beispielsweise mit PET oder MRT – und entwickeln diese weiter. Mithilfe der Bildgebung untersuchen sie Entzündungsreaktionen auf der Ebene einzelner Zellen, analysieren aber auch, wie die Zellen als Teil ganzer Organsysteme funktionieren – dabei arbeiten sie mit Zellkulturen, machen Untersuchungen bei Mäusen und führen Studien mit Patienten durch. Eine wichtige Strategie im Forschungsschwerpunkt ist es, die auf unterschiedlichen Ebenen gewonnenen Informationen in einem ganzheitlichen Blick zusammenzubringen, um Zusammenhänge zwischen zellulären Entzündungsmechanismen und der Funktion von Organen erkennen zu können. Diese „multiskalige Bildgebung“ erfordert neue chemisch-biologische Strategien für die Markierung von Zellen sowie innovative Ansätze für die Auswertung von Bilddaten mithilfe mathematischer Modellierung und künstlicher Intelligenz. Die Forschung ist somit stark interdisziplinär und interfakultär geprägt.
Die Forschungsstärken der Medizinischen Fakultät im Gebiet Entzündung und Infektion haben eine lange Tradition und spiegeln sich in zahlreichen großen Verbundforschungsprojekten wider, für die Teams aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in hochkompetitiven Verfahren erfolgreich Fördermittel einwerben. Der Forschungsschwerpunkt bildet auch eine tragende Säule des international sichtbaren Profilbereichs Zelldynamik und Bildgebung der Universität Münster. Er wird intensiv durch wissenschaftliche Zentren unterstützt, die unter anderem die Zusammenarbeit der Medizinischen Fakultät mit den Fachbereichen Biologie, Chemie und Pharmazie, Mathematik und Informatik sowie Physik institutionalisieren. Dazu gehören das Cells in Motion Interfaculty Centre (CiMIC) mit dem Multiscale Imaging Centre (MIC) – einem Forschungsgebäude, in dem Arbeitsgruppen aus verschiedenen Fachbereichen einen gemeinsamen Sitz haben – und das Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE).
Universitäres Forschungs- und Behandlungszentrum (UFBZ)
Das Translational Centre for Inflammation (TRACI) unterstützt die Verzahnung von Forschung und Klinik im Gebiet entzündlicher Erkrankungen. Die Medizinische Fakultät fördert die Etablierung dieses universitären Forschungs- und Behandlungszentrums (UFBZ) aktuell in der zweiten von drei Aufbaustufen. Es ist eins von insgesamt drei UFBZ, die in einem strukturierten Verfahren ausgewählt wurden, um die Überführung von Erkenntnissen aus der Forschung in medizinische Anwendungen zu begünstigen und das Forschungs- und Behandlungsprofil der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums zu stärken.
Website des Translational Centre for Inflammation (TRACI)
Informationen zur Etablierung der UFBZ
PilotphaseVerbundforschungsprojekte und wissenschaftliche Zentren
Netzwerke mit Sprecherschaft an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster:
- SFB 1450: inSight – Darstellung organspezifischer Entzündung durch multiskalige Bildgebung (DFG-Sonderforschungsbereich, 2021 - 2024), Sprecher: Prof. Dr. Michael Schäfers (Klinik für Nuklearmedizin und European Institute for Molecular Imaging)
- SFB 1009: Breaking Barriers – Immunzellen und pathogene Erreger an Zell-/Matrix-Barrieren (DFG-Sonderforschungsbereich, 2012 - 2024), Sprecher: Prof. Dr. Johannes Roth (Institut für Immunologie)
- SFB-TRR 332: Neutrophile Granulozyten: Entwicklung, Verhalten und Funktion (DFG-Sonderforschungsbereich/Transregio, 2022 - 2026), Sprecher: Prof. Dr. Oliver Söhnlein (Institut für Experimentelle Pathologie)
- SFB-TRR 128: Initiierungs-, Effektor- und Regulationsmechanismen bei Multipler Sklerose (DFG-Sonderforschungsbereich/Transregio, 2012 - 2024), Sprecher: Prof. Dr. Heinz Wiendl (Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie)
- KFO 342: Organdysfunktion im Rahmen systemischer Inflammationssyndrome (DFG Klinische Forschungsgruppe, 2020 - 2026), Sprecher: Prof. Dr. Alexander Zarbock (Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie)
- KFO 326: Male germ cells – from genes to function (DFG Klinische Forschungsgruppe, 2017 - 2023), Sprecher: Prof. Dr. Jörg Gromoll (CeRA)
- Clinician-Scientist-Programm "CareerS" (DFG-Förderung, 2023 – 2025), Sprecher: Prof. Dr. Michael Schäfers (Klinik für Nuklearmedizin und European Institute for Molecular Imaging)
- Medical-Scientist-Kolleg „InFlame“ (Else Kröner-Fresenius-Stiftung, 2022 – 2026), Sprecherin: Prof. Dr. Petra Dersch (Institut für Infektiologie)
- ReSToRe: A joint initiative by researchers and clinicians from Belgium, Spain, the Netherlands and Germany to find a cure for multiple sclerosis (MS) (EU-Programm, 2018 - 2023), Sprecher: Prof. Dr. Heinz Wiendl, Dr. C. Groß (Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie)
- BiDirect-Studie: Establishing the bidirectional link between depression and subclinical arteriosclerosis (BMBF-Förderung, 2009 - 2022), Sprecher: Prof. Dr. Klaus Berger (Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin)
- Cells in Motion Interfaculty Centre: Das interfakultäre Zentrum vernetzt und unterstützt Forschende im Themengebiet „Zelldynamik und Bildgebung“. Neben der Medizinischen Fakultät sind die Fachbereiche Biologie, Chemie und Pharmazie, Mathematik und Informatik sowie Physik beteiligt. Sprecherin: Prof. Dr. Lydia Sorokin (Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie)
- Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung: Das Zentrum bündelt fünf grundlagenorientierte Institute in der Entzündungsforschung. Neben der Medizinischen Fakultät sind der Fachbereich Biologie und der Fachbereich Chemie und Pharmazie beteiligt. Direktorin: Prof. Dr. Petra Dersch
- Kompetenznetz Multiple Sklerose, Sprecher: Prof. Dr. Heinz Wiendl (Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie), Prof. Dr. Klaus Berger (Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin)
Beteiligungen an Netzwerken:
- SFB 1348: Dynamische zelluläre Grenzflächen: Bildung und Funktion (DFG-Sonderforschungsbereich, 2018 - 2025), Sprecher: Prof. Dr. Christian Klämbt (Universität Münster, Fachbereich Biologie)
- SFB 944: Physiologie und Dynamik zellulärer Mikrokompartimente (DFG-Sonderforschungsbereich, 2011 ‑ 2022), Sprecher: Prof. Dr. Christian Ungermann (Universität Osnabrück)
- FOR 2722: Neue molekulare Determinanten der Homöostase der muskuloskeletalen extrazellulären Matrix – ein systematischer Ansatz (DFG-Forschungsgruppe, 2018 - 2025); Sprecher: Prof. Dr. Bent Brachvogel (Universität Köln)
- FOR 2690: PRUSEARCH – Translationale Pruritusforschung (DFG-Forschungsgruppe, 2018 - 2024); Sprecher: Prof. Dr. Martin Schmelz (Universität Mannheim)
- FOR 2327: VIROCARB – Gycans Controlling Non-Enveloped Virus Infections (DFG-Forschungsgruppe, 2016 - 2022); Sprecher: Prof. Dr. Thilo Stehle (Universität Tübingen)
Abgeschlossene Verbundforschungsprojekte
Netzwerke mit Sprecherschaft an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster:
- EXC 1003: Cells in Motion (CiM) – Visualisierung und Verstehen zellulären Verhaltens in lebenden Organismen (DFG-Exzellenzcluster, 2012 - 2019), Koordinator*innen: Prof. Dr. Lydia Sorokin (Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie), Prof. Dr. Volker Gerke (Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung), Prof. Dr. Michael Schäfers (Klinik für Nuklearmedizin und European Institute for Molecular Imaging)
- SFB 656: Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung (MoBil) – Von der Maus zum Menschen (DFG-Sonderforschungsbereich, 2005 - 2017), Sprecher: Prof. Dr. Michael Schäfers (Klinik für Nuklearmedizin und European Institute for Molecular Imaging)
- GRK 1409: Molekulare Interaktionen von Pathogenen mit biotischen und abiotischen Oberflächen (DFG-Graduiertenkolleg, 2006 ‑ 2016), Sprecher: Prof. Dr. M. Alexander Schmidt (Institut für Infektiologie)
- AID-NET: Netzwerk für autoinflammatorische Syndrome bei Kindern und Jugendlichen (2012 – 2018), Sprecher: Prof. Dr. Johannes Roth (Institut für Immunologie)
- Nationale Forschungsplattform für Zoonosen (BMBF-Förderung, 2016 – 2018) Sprecher: Prof. Dr. Stephan Ludwig (Institut für Molekulare Virologie)
- E-Rare Netzwerk: New treatments for auto-inflammatory diseases Treat-AID (EU-Förderung, 2015 – 2019), Sprecher: Prof. Dr. Johannes Roth (Institut für Immunologie)
Beteiligungen an Netzwerken:
- SFB 858: Synergetische Effekte in der Chemie – Von der Additivität zur Kooperativität (DFG-Sonderforschungsbereich, 2010 - 2021) Sprecher: Prof. Dr. Armido Studer (Universität Münster, Fachbereich Chemie und Pharmazie)
- SFB-TRR 34: Pathophysiologie von Staphylokken in der Post-Genom-Ära (2010 – 2018); Sprecherin: Prof. Dr. Barbara M. Bröcker (Universität Greifswald)
- GRK 2220: Evolutionary Processes in Adaptation and Disease (EvoPAD) (DFG-Graduiertenkolleg, 2017 – 2021); Sprecher: Prof. Dr. Joachim Kurtz (Universität Münster, Fachbereich Biologie)
- MEDizin Unerwünscht im WAsser – MEDUWA Vecht(e) (EU-Förderung, 2017 – 2021)
Beteiligte Institute und Kliniken
- Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA; Prof. Dr. St. Schlatt, Prof. Dr. J. Gromoll)
- European Institute for Molecular Imaging (EIMI; Prof. Dr. M. Schäfers, Prof. Dr. F. Kiefer)
- Institut für Anatomie und Vaskuläre Biologie (Prof. Dr. M. Missler)
- Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin (Prof. Dr. K. Berger)
- Institut für Experimentelle Pathologie – ZMBE (Prof. Dr. O. Söhnlein)
- Institut für Hygiene (Prof. Dr. A. Mellmann, Prof. Dr. U. Dobrindt, Prof. Dr. H. Karch)
- Institut für Immunologie (Prof. Dr. J. Roth)
- Institut für Infektiologie – ZMBE (Prof. Dr. P. Dersch)
- Institut für Medizinische Biochemie – ZMBE (Prof. Dr. V. Gerke)
- Institut für Medizinische Mikrobiologie (Prof. Dr. A. Mellmann, Prof. Dr. M. Herrmann, Prof. Dr. J. Kühn)
- Institut für Molekulare Tumorbiologie (Prof. Dr. M. Meisterernst)
- Institut für Molekulare Virologie (Prof. Dr. S. Ludwig)
- Institut für Muskuloskelettale Medizin (Prof. Dr. T. Pap, Prof. Dr. Chr. Hartmann)
- Institut für Neuropathologie (Prof. Dr. T. Kuhlmann)
- Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie (Prof. Dr. L. Sorokin, Prof. Dr. R. Hallmann, Prof. Dr. J. Eble)
- Institut für Zellbiologie (Prof. Dr. E. Raz)
- Institut für Zelldynamik und Bildgebung (Prof. Dr. R. Wedlich-Söldner)
- Institut für Zelluläre Virologie (Prof. Dr. M. Schelhaas)
- Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie (Prof. Dr. A. Zarbock)
- Klinik für Augenheilkunde (Prof. Dr. N. Eter)
- Klinik für Hautkrankheiten -Allgemeine Dermatologie und Venerologie- (Prof. Dr. K. Steinbrink, Prof. Dr. T. Görge)
- Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie (PD. Dr. K. Wiebe)
- Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie (Prof. Dr. H. Wiendl)
- Klinik für Nuklearmedizin (Prof. Dr. M. Schäfers)
- Klinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie (Prof. Dr. D. Föll)
- Klinik für Psychische Gesundheit (Prof. Dr. J. Alferink)
- Klinik für Radiologie (Prof. Dr. C. Faber)
- Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin - Vaskuläre Zellbiologie - (Prof. Dr. D. Vestweber)
- Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin - Abteilung Gewebebiologie und Morphogenese - (Prof. Dr. R. Adams)
- Medizinische Klinik A (Prof. Dr. M. Stelljes)
- Medizinische Klinik B (Prof. Dr. J. Trebicka)
- Medizinische Klinik D (Prof. Dr. H. Pavenstädt)