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Wenn Männer in die „Jahre“ kommen: Testosteron kann helfen - ist aber keine Lifestyle-Droge
Jeder zweite Diabetiker leidet unter einem Mangel an dem männlichen Sexualhormon – Studie beweist: Neue Therapie wirksam und gut verträglich
Münster (mfm/tb) – Was Testosteron ist, wissen auch medizinische Laien - nicht zuletzt deshalb, weil mit diesem bekanntesten Sexualhormon des Mannes schon so mancher Bodybuilder seinen Körper formte. Doch das ist nicht alles, was das Hormon kann. „Die Wirkungen des Testosterons sind sehr vielschichtig“, sagt Prof. Dr. Sabine Kliesch von der Universität Münster. „Es beeinflusst zum Beispiel auch die Blutbildung, die Festigkeit der Knochen sowie die Geschmeidigkeit der Haut.“ Und es kann Männern helfen, die mit typischen Problemen der „Wechseljahre“ zu der Medizinerin kommen – zum Beispiel mit Übergewicht und Diabetes.
Bei etwa sechs bis zehn Prozent der Männer, die Urologen zu Kliesch ins Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) des Universitätsklinikums Münster überweisen, wird ein zu niedriger Hormonspiegel festgestellt. Schätzungen zufolge ist in der Allgemeinbevölkerung sogar jeder vierte Mann von einem Mangel dieses wichtigsten der männlichen Sexualhormone (Androgene) betroffen. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter. Denn auch Männer machen eine den Wechseljahren der Frau vergleichbare Entwicklung durch. Der Hormonabfall geht zwar langsamer vor sich - ab dem 45. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel jährlich um etwa ein Prozent -, doch verstärkende Faktoren wie starkes Übergewicht und Diabetes können dazu führen, dass sich der Mangel bald unangenehm bemerkbar macht.
Zu Nervosität und Konzentrationsstörungen gesellt sich eine Verminderung der sexuellen Lust, zehn bis zwölf Prozent der Patienten leiden unter einer Erektionsstörung. „Nicht immer hängen die Potenzprobleme und gesundheitlichen Beschwerden tatsächlich mit einem Testosteronmangel zusammen. Um das herauszufinden, führen wir mit jedem Patienten ein ausführliches Gespräch“, erläutert die Ärztin. Bei den Laborwerten sei es wichtig zwischen dem Gesamt-Testosteron und dem biologisch aktiven, freien Testosteron, zu unterscheiden. Kliesch:„In bestimmten Fällen erlaubt uns eine zusätzliche Bestimmung des Sexualhormon-bindenden Globulins eine differenziertere Beurteilung.“
Zuweilen stimmen aber die Laborwerte nicht mit dem klinischen Bild überein. Manche Männer haben laut Befund einen annähernd normalen Testosteronspiegel, klagen aber über die für einen Mangel typischen Symptome. „Dann versuchen wir herauszufinden, ob eine teilweise Unempfindlichkeit der Rezeptoren für das Hormon vorliegt und für dieselbe Wirkung bei dem betreffenden Mann ein etwas höherer Hormonspiegel notwendig ist“, erläutert die Andrologin. Mit zusätzlichem Testosteron dem nagenden Zahn der Zeit ein Schnippchen zu schlagen, lehnt sie allerdings strikt ab. „Testosteron ist keine Lifestyle-Droge“, betont Kliesch. „Wir verabreichen dieses Medikament nur, wenn wirklich eine medizinische Begründung vorliegt.“
Neuere Studien sprechen dafür, dass Patienten mit starkem Übergewicht oder Diabetes - oder beidem - von einer Behandlung mit Testosteron als Gel oder Spritze durchaus profitieren könnten. „Viel Fett im Bauchraum bewirkt, dass weniger Testosteron ausgeschüttet wird. Und der entstehende Mangel fördert den Aufbau von Körperfett zusätzlich“, erläutert Klieschs Kollege Prof. Michael Zitzmann. „Ein gefährlicher Teufelskreis entsteht, denn durch das vermehrte Bauchfett wird die Insulinproduktion angeregt. Dies wiederum erhöht die Gefahr, einen Typ2-Diabetes zu entwickeln.“ Untersuchungen zeigen, dass etwa jeder zweite männliche Typ2-Diabetiker einen zu niedrigen Testosteronspiegel aufweist.
In einer von Zitzmann geleiteten Studie wurden die Therapiefortschritte von zwei Gruppen von Typ-2-Diabetikern mit nachgewiesenem Testosteronmangel miteinander verglichen. Das Ergebnis: Nach einem Jahr waren diejenigen gesünder, die zu einer Ernährungsumstellung und regelmäßigem Sport noch täglich 50 mg Testosterongel über die Haut zugeführt hatten. Sie waren schlanker als die Testpersonen der Vergleichsgruppe. Auch hatten sich ihre Blutfettwerte sowie der Blutzuckerspiegel deutlicher verbessert. Das Präparat wurde gut vertragen, Nebenwirkungen gab es kaum. Eine weltweit angelegte Studie, an der Prof. Zitzmann federführend beteiligt ist, bestätigt bislang diese Beobachtungen.
Doch noch seien viele Ärzte sehr zurückhaltend mit einer Testosteronbehandlung, berichtet der Wissenschaftler: „Sie fürchten, dass bei ihren Patienten dadurch Prostakrebs ausgelöst werden könnte. Alle bisherigen Studien sprechen jedoch dagegen. Wenn ein Patient bereits an Prostatakrebs erkrankt ist, darf er kein Testosteron erhalten. Doch die Testosterongabe selbst ist kein Auslöser für ein Karzinom. Patienten, die bei vorliegendem Mangel mit dem Hormon behandelt wurden, haben das gleiche Risiko daran zu erkranken wie unbehandelte Patienten.“ Bei der Diabetesmesse, die im Februar in Münster stattfindet, werden Prof. Kliesch und Prof. Zitzmann ausführlich über die Zusammenhänge von Diabetes und Testosteronmangel sowie von Diabetes und Erektionsstörungen informieren.
Münster (mfm/tb) – Was Testosteron ist, wissen auch medizinische Laien - nicht zuletzt deshalb, weil mit diesem bekanntesten Sexualhormon des Mannes schon so mancher Bodybuilder seinen Körper formte. Doch das ist nicht alles, was das Hormon kann. „Die Wirkungen des Testosterons sind sehr vielschichtig“, sagt Prof. Dr. Sabine Kliesch von der Universität Münster. „Es beeinflusst zum Beispiel auch die Blutbildung, die Festigkeit der Knochen sowie die Geschmeidigkeit der Haut.“ Und es kann Männern helfen, die mit typischen Problemen der „Wechseljahre“ zu der Medizinerin kommen – zum Beispiel mit Übergewicht und Diabetes.
Bei etwa sechs bis zehn Prozent der Männer, die Urologen zu Kliesch ins Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) des Universitätsklinikums Münster überweisen, wird ein zu niedriger Hormonspiegel festgestellt. Schätzungen zufolge ist in der Allgemeinbevölkerung sogar jeder vierte Mann von einem Mangel dieses wichtigsten der männlichen Sexualhormone (Androgene) betroffen. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter. Denn auch Männer machen eine den Wechseljahren der Frau vergleichbare Entwicklung durch. Der Hormonabfall geht zwar langsamer vor sich - ab dem 45. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel jährlich um etwa ein Prozent -, doch verstärkende Faktoren wie starkes Übergewicht und Diabetes können dazu führen, dass sich der Mangel bald unangenehm bemerkbar macht.
Zu Nervosität und Konzentrationsstörungen gesellt sich eine Verminderung der sexuellen Lust, zehn bis zwölf Prozent der Patienten leiden unter einer Erektionsstörung. „Nicht immer hängen die Potenzprobleme und gesundheitlichen Beschwerden tatsächlich mit einem Testosteronmangel zusammen. Um das herauszufinden, führen wir mit jedem Patienten ein ausführliches Gespräch“, erläutert die Ärztin. Bei den Laborwerten sei es wichtig zwischen dem Gesamt-Testosteron und dem biologisch aktiven, freien Testosteron, zu unterscheiden. Kliesch:„In bestimmten Fällen erlaubt uns eine zusätzliche Bestimmung des Sexualhormon-bindenden Globulins eine differenziertere Beurteilung.“
Zuweilen stimmen aber die Laborwerte nicht mit dem klinischen Bild überein. Manche Männer haben laut Befund einen annähernd normalen Testosteronspiegel, klagen aber über die für einen Mangel typischen Symptome. „Dann versuchen wir herauszufinden, ob eine teilweise Unempfindlichkeit der Rezeptoren für das Hormon vorliegt und für dieselbe Wirkung bei dem betreffenden Mann ein etwas höherer Hormonspiegel notwendig ist“, erläutert die Andrologin. Mit zusätzlichem Testosteron dem nagenden Zahn der Zeit ein Schnippchen zu schlagen, lehnt sie allerdings strikt ab. „Testosteron ist keine Lifestyle-Droge“, betont Kliesch. „Wir verabreichen dieses Medikament nur, wenn wirklich eine medizinische Begründung vorliegt.“
Neuere Studien sprechen dafür, dass Patienten mit starkem Übergewicht oder Diabetes - oder beidem - von einer Behandlung mit Testosteron als Gel oder Spritze durchaus profitieren könnten. „Viel Fett im Bauchraum bewirkt, dass weniger Testosteron ausgeschüttet wird. Und der entstehende Mangel fördert den Aufbau von Körperfett zusätzlich“, erläutert Klieschs Kollege Prof. Michael Zitzmann. „Ein gefährlicher Teufelskreis entsteht, denn durch das vermehrte Bauchfett wird die Insulinproduktion angeregt. Dies wiederum erhöht die Gefahr, einen Typ2-Diabetes zu entwickeln.“ Untersuchungen zeigen, dass etwa jeder zweite männliche Typ2-Diabetiker einen zu niedrigen Testosteronspiegel aufweist.
In einer von Zitzmann geleiteten Studie wurden die Therapiefortschritte von zwei Gruppen von Typ-2-Diabetikern mit nachgewiesenem Testosteronmangel miteinander verglichen. Das Ergebnis: Nach einem Jahr waren diejenigen gesünder, die zu einer Ernährungsumstellung und regelmäßigem Sport noch täglich 50 mg Testosterongel über die Haut zugeführt hatten. Sie waren schlanker als die Testpersonen der Vergleichsgruppe. Auch hatten sich ihre Blutfettwerte sowie der Blutzuckerspiegel deutlicher verbessert. Das Präparat wurde gut vertragen, Nebenwirkungen gab es kaum. Eine weltweit angelegte Studie, an der Prof. Zitzmann federführend beteiligt ist, bestätigt bislang diese Beobachtungen.
Doch noch seien viele Ärzte sehr zurückhaltend mit einer Testosteronbehandlung, berichtet der Wissenschaftler: „Sie fürchten, dass bei ihren Patienten dadurch Prostakrebs ausgelöst werden könnte. Alle bisherigen Studien sprechen jedoch dagegen. Wenn ein Patient bereits an Prostatakrebs erkrankt ist, darf er kein Testosteron erhalten. Doch die Testosterongabe selbst ist kein Auslöser für ein Karzinom. Patienten, die bei vorliegendem Mangel mit dem Hormon behandelt wurden, haben das gleiche Risiko daran zu erkranken wie unbehandelte Patienten.“ Bei der Diabetesmesse, die im Februar in Münster stattfindet, werden Prof. Kliesch und Prof. Zitzmann ausführlich über die Zusammenhänge von Diabetes und Testosteronmangel sowie von Diabetes und Erektionsstörungen informieren.