Epidermolytische Ichthyose - alter Name "Bullöse kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie Brocq"
Dies ist eine seltene, zumeist autosomal-dominant vererbte Verhornungsstörung der gesamten Haut mit Rötung, Schuppung und Blasenbildung. In wenigen Familien liegt eine autosomal rezessive Vererbung vor. Ganz gelegentlich wird die Erkrankung auch in Form eines Muttermales (Nävus) beobachtet, das womöglich nur ein kleines Stück Haut betrifft. Hier besteht aber die Möglichkeit, dass in der nächsten Generation das Vollbild der Erkrankung auftritt.
Bei Geburt besteht eine vollständige Rötung der Haut, wobei sich die obersten Hautschichten großflächig ablösen. Dies sieht zuerst sehr erschreckend und viel gefährlicher aus, als es tatsächlich ist. Die Ablösung der Haut ist sehr oberflächlich und heilt innerhalb weniger Tage wieder ab. Eigentlich liegt eine echte Blasenbildung der Haut vor. Da die Blasen sich aber sehr oberflächlich bilden, wird die Blasendecke sehr schnell zerstört, so dass man nicht immer intakte Blasen sieht. Die Empfindlichkeit der Haut und die Neigung zur Blasenbildung ist sehr unterschiedlich. Einige Betroffene haben nur wenige Tage nach Geburt eine vermehrte Blasenbildung, während sie bei anderen viele Jahre anhält.
Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die Neigung zur Blasenbildung aber immer ab. Dafür tritt vermehrt eine Verhornung auf. Die Verhornung ist anders als bei den lamellären Ichthyosen, da weniger Schuppen, sondern mehr kleine Hornkegel bestehen. Es entsteht eher ein warzenartiges Bild. Die Verhornungen sind mehr in den Körperbeugepartien ausgeprägt. Feingeweblich entsteht durch die Blasenbildung ein charakteristisches Bild, so dass durch eine kleine Gewebeprobe direkt nach der Geburt sehr schnell die Diagnose gesichert werden kann.
Die detaillierteren Ursachen sind inzwischen bekannt. Es handelt sich um Fehler in den Bauplänen für die Keratine Nr. 1 und Nr. 10. Die Keratine sind für die Herstellung von fadenartigen Strukturen in den Hautzellen zuständig, sogenannte Filamente oder Tonofilamente. Diese sind für die Stabilität der Zellen und den Zusammenhalt der Zellen untereinander von Bedeutung. Werden die Filamente durch einen genetischen Fehler in den Keratinen falsch zusammengebaut, dann sind sie nicht richtig funktionstüchtig. Die Zellen verlieren bei mechanischer Belastung den Zusammenhalt untereinander, und es entsteht eine Blase. Die vermehrte Verhornung stellt einen Reparaturvorgang dar, der die Störung der epidermalen Barriere ausgleichen soll.