Netherton-Syndrom
Dies ist eine seltene autosomal-rezessiv vererbte Verhornungsstörung mit einer Ichthyose und bestimmten Haaranomalien.
An der Haut besteht eine Ichthyose, die aus rundlichen oder gebogenen Schuppenfiguren besteht, wobei charakteristisch ist, dass eine doppelte Schuppensaumlinie vorliegt. Diese Figuren sind rötlich und wandern an der Haut. Das heißt, sie treten an einigen Stellen auf, verschwinden nach einiger Zeit wieder, um an einer anderen Hautstelle neu zu entstehen.
An den Haaren sieht man mikroskopisch Stauchungen des Haarschaftes, die wie die Knoten in einem Bambusstab aussehen. Daher heißt diese Haarveränderung auch Bambushaar (Fachausdruck: Trichorrhexis invaginata). An den Stauchungsstellen können die Haare bei mechanischer Belastung leicht brechen.
Bei einer schwerer verlaufenden Form des Netherton-Syndroms besteht bei Geburt eine vollständige Rötung der Haut, die erst später in die kreis- und bogenförmigen Verhornungsfiguren übergeht. Bei Geburt ist diese Form nicht von der oben genannten häufigeren autosomal-rezessiven lamellären Ichthyose zu unterscheiden. Kinder mit der schwereren Form des Netherton-Syndroms haben aber häufiger Störungen im Abwehrsystem mit Infektionen, Fieber, Ernährungsproblemen, Wachstumsverzögerungen und Allergien.
Ursache des Netherton-Syndroms sind Mutationen des SPINK5-Gens, das für den Proteasehemmer LEKTI kodiert. Gehemmt werden durch LEKTI sogenannte Kallikreine, das sind Trypsin-ähnliche Enzyme der Haut. Der Wegfall dieser Hemmung führt zu einer massiven Entzündung der Haut und zu einer Verminderung der Hornschicht.